12. Station | Argentokoxos: Opfer für die Götter
Die Opfer und die Kriminellen, Argentokoxos weiß Bescheid! Die zwölfte Station der Oberschwäbischen Keltenstraße befindet sich auf dem Buchkapf bei Aichstetten.
Die Beschreibung der Station 12 findet man hier “Zwei keltische Fluchtburgen bei Aichstetten“.
Ahh, da bist Du ja! Ich bin Argentokoxos, was mit „Silberfuß“ übersetzt wird! Ich bin ein Dieb und hause beim Moor, denn dort trauen sich viele nicht hin. Ich habe es mit den Göttern sowieso schon verscherzt, mich können sie nicht mehr schrecken! Wenn man mich erwischte, hätte man mich den Göttern geopfert. Der Druide sagte, den Göttern sind Straftäter lieber – das war aber nur die Ansicht des Druiden. Naja, wie dem auch sei, ich soll Euch von den Opfern der Druiden erzählen und von Typen wie mir, die keltischen Verbrecher…
Menschenopfer der Kelten
Also macht Euch nichts vor, wir haben Menschen geopfert, das ist inzwischen wohl schon durchgedrungen. Ein solches Opfer konnten sogar die Stammesältesten erbringen, auch wenn man sonst für jedes Ritual besser einen Druiden dazu zog.
Für Teutates, ein hoher Kriegsgott, musste das Opfer in einem mit Wasser gefüllten Bottich ertrinken. Für Esus, ein Handels- und Floragott, wurden die armen Opfer an einem Baum aufgehängt, bis ihnen die Glieder abfielen, er also an der Luft verfault und auf der Erde verrottet ist. Für Taranis, den Herrn über das Himmelszelt und den Donner, oder Lug, Herr über die Magie, Licht und die Sonne, wurden die Menschenopfer in Holz verpackt und dem Feuer übergeben.
Der Prozess des Übergangs in diese Materie ist ein sakrales Opferritual. Und die Götter sehnten sich nach Menschenopfer, manchmal auch in großen Konstruktionen aus Stroh, die im übelsten Fall mit Menschen, Verbrechern wie mir, gefüllt wurden. Wie Caesar es einmal auch schrieb, saßen waren wir fünf Jahre in Gefangenheit, bevor wir geopfert wurden.
Bei den Glaubensbrüdern im heutigen Spanien hat man die Menschen bei Vollmond geopfert, so erzählte es mir Strabon, ein griechischer Schreiberling. Aber in manchen Zeiten opferte man auch nur die Tiere, was mir persönlich lieber ist, wenn Du weißt, was ich meine?!
Aber es gab auch Todesurteile von Verbrechern, abseits des Opfers. Die hat man auch oftmals im Moor durchgeführt. Der Henker war ein Fachmann, die Tötung erfolgte dreifach und zwar zeitgleich. Erdrosselt, den Hals durchgeschnitten und ertränkt. Damit wollte man sicherstellen, dass der Typ nicht wieder aufersteht; ein Widergänger wird, den die Götter zurück geschickt haben. Ob die Opfer vorher wurden getötet? Trotz aller Blutrünstigkeit meiner Kulturgenossen, wurden die Kandidaten vorher ihn Ohnmacht versetzt.
Der Tod wurde von den Druiden und Seherinnen auch genutzt, um die Zukunft voraus zu sagen! Hinweise waren die Zuckungen und der Blutverlauf, wenn man beispielsweise das hängenden Opfer oberhalb des Zwerchfells anstach. Andere, so hörte ich, haben die Leber noch während der Agonie entnommen und darin die Zukunft abgelesen. Und ich bin der Verbrecher, weil ich ein bisschen Gold gestohlen habe?
Das Opfer konnte auch ungewollt sein, so hörte ich von einem Streit am Rhein. Man wollte herausfinden ob das Kind unehelich ist, oder nicht. Man legte es auf einen Schild, der wiederum auf dem Rhein trieb. Der Gott Rhenus entschied über des Kindes Schicksal: Trieb er es zurück an Land, war es nicht ehelich. Sowas lassen sich halt die Helvetier einfallen, die Vindeliker hier, regeln die Sache eher mit der Axt.
Opfer anderer Art
Es wurden aber nicht nur Menschen und Tiere geopfert, auch Gold, Silber und Münzen wurden den Göttern geopfert! Zumeist in den Gewässern, im Moor und manchmal in Bäumen – das gilt vor allem für die Münzen, bei denen man sich etwas wünschte oder einen Schutz- oder Schadensfluch aussprach. Andere Rituale waren auch nur schriftlich, so soll die dreimalige Anrufung des Großen „Goibniu“ in Runen, die Butter nicht verkommen lassen, in Irland war das wohl der Küchengott.
Die Opferung musste an einem besonderen Tag, bzw. in einer besonderen Nacht geschehen, da kennen sich nur die Druiden aus, aber soweit ich das mitbekommen habe, hat es mit dem Mond zu tun. An diesen Tagen ist unsere Welt der anderen Welt näher als sonst, da gelingt der Übergang besser. Ich war als junger Mann einmal an Samhain in eine Höhle gestolpert und als ich nach ein paar Sekunden wieder herauskam, waren Jahre vergangen. In dieser Nacht beschloss ich ins Moor zu ziehen, denn alles hatte sich geändert.
Das meiste was Eure Archäologen von uns geborgen haben sind Opfergaben in den Gewässern in dieser Gegend. Wir opferten aber nicht nur Schmuck aus Gold und Silber, auch Waffen wurden geopfert. Sie wurden zumeist vorher unbrauchbar gemacht, so hat man die Schwerter beispielsweise verbogen, was in der Zeit ab 300 v. C. geschah – auch in den Gräbern.
Weitere Opfergaben waren Gefäße aus Ton und Metall, Schmuck, Fibeln (also die Nadeln, die unseren Umhang zusammen halten), sowie Essen und Trinken.
Amulette wurden auch geopfert, oder vielleicht sahen es einige als Brief an die Götter. Sie legte man auch in die Gräber der Toten, vielleicht um sich vor dem Toten oder den Toten in der Unterwelt zu schützen. Ich habe auch schon ein Amulett gesehen, das vor mir schützen soll! Ich halte mich mal lieber dran, ich hab es mit den Göttern schon genug verscherzt. Denn ich habe mir nur ein bisschen von dem Gold an die Götter geholt und wurde erwischt. Zum Glück konnte ich türmen, aber wenn die mich erwischt hätten… Ich kämpfte ich mit der größten Schande, ausgestoßen – auch von den druidischen Ritualen – verstoßen von den Göttern und verdammt zu einem fraglichen Schicksal. Es ist die größte Schande, nach der Feigheit auf dem Feld.
Diese Opferungen waren nicht nur immer im Vorfeld einer Aktion, auch im Nachhinein wurde geopfert. Seien es bewältigte Strecken oder gewonnene Kriege. Ein Teil der Beute gehörte den Göttern, die aus diesen Gründen auch niemand anfasste, außer mir – dummerweise. Auch auf dem St. Gotthard-Pass fand man in den 60er Jahren solche Goldopfer, es waren Hals- und Armringe aus purem Gold – vermutlich ein Opfer für die sichere Passage.
Art und Orte der Opferung
Neben den Gewässern und Mooren, waren auch unterirdische Erdlöcher als Opferstätte möglich, wie gesagt, das entschied der örtliche Druide. Sie waren auch bei den Opfern die handelnden Personen, so brauchte jedes richtige Opfer auch Eichenlaub oder gar etwas von der heiligen Mistel.
Sowieso, die Mistel der Steineiche… Ihre Ernte bedarf ebenfalls eines Opfers. In der sechsten Nacht des Mondes, werden zwei bekränzte, weiße Stiere zur Eiche geführt. Der Druide steigt in einem weißen Gewand in den Baum und schneidet mit einer goldenen Sichel die Mistel ab. Aufgefangen wird sie in einem neuen, ebenfalls weißen, Wolltuch. Im Anschluss werden die Stiere geopfert und ein Festgelage kann daraus erwachsen.
In dieser Gegend war das Brandopfer übrigens sehr beliebt, so hatte man einen Kreis aus Steinen gebildet und das Opfer darin verbrannt. Die Heiligtümer, soweit ich sah, bestanden aus einem verzierten Holz- oder Steinpfosten mit einer Größe um 1,5 Metern. Ich weiß nicht wie sie dort hinkamen oder warum sie heilig sind, aber das war schon immer so, schon vor meiner Zeit! Zuweilen war es auch ein Quader, das unterschied sich von Gebiet zu Gebiet, von Stamm zu Stamm, von Clan zu Clan. Zunächst waren die Heiligtümer mit Gräben, Wällen und Holzpfostenschlitzmauern geschützt, genau wie die Viereckschanzen. Im Laufe der Generationen, so ab dem dritten vorchristlichen Jahrhundert, wurden diese Heiligtümer dann überdacht und immer weiter ausgebaut, und aus dem Pfosten wurde ein Tempel, mit einem Pfosten im Inneren. Genau wie die Viereckschanzen hatten sie die Ausrichtung nach vorne, was bei uns Kelten übrigens Osten war.
Ich weiß nicht, so ist der Gdonios, ich meine der Mensch, eben..!
So, ich muss wieder los! Ich mach mich auf die Suche der Goldschätze meiner Ahnen hier, da muss doch noch was da sein, ähm, daher wird Euch die Göttin Sirona noch etwas dazu erzählen.
Die nächste Station der Oberschwäbischen Keltenstraße ist unter den folgenden GPS Daten zu finden: 48.010798,10.077846. Übernächste: 48.142709,10.077112
Ein Kommentar
Monika Escobar
Die Horrorgeschichten der angeblichen Menschenopfer stimmen doch so nicht. Bitte recherchieren sie die neuesten Erkundungen über die Kelten via dem Historiker Graham Robb, der sich Zeit nahm die Kelten zumindest in Frankreich eingiebig zu erkunden.